TRIBÜNE

HSV-Musik

Text: Vera Schankath · Foto: Michi Wendt

„Unser Lohn sind eure Emotion’!“

Lewis Holtby kann rappen. Das beweist er mit dem Song „Hurrikan“ von Elvis & Pape. Sein Musikdebüt unterstützt das Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke.

Als Elvis dem Spielmacher 16 Zeilen schreibt, denkt Pape zunächst: „Alter, das ist ein Fußballer …“ Und dann fragt der Fußballer, als täte er nie anderes: „Soll ich gettomäßig oder wie soll ich rappen?“ Für die Musiker eine Sensation: „Lewis behauptet, dass er zum ersten Mal rappt. Wenn das stimmt, hat er großes Talent. Es ist, als würden wir beim HSV ’ne halbe Stunde mitspielen und auch noch das Spiel voranbringen.“

Kein Hip-Hop-Video mit dickem Auto

Der Song war ursprünglich nicht für das Kinderhospiz geschrieben worden. Er handelt vom Aufstehen, wenn man fällt, von Loyalität, davon, sich nicht runterziehen zu lassen. Als aber feststeht, dass der Spielerrap Aufmerksamkeit generiert, war klar: „Wir wollen kein belangloses Hip-Hop-Video mit dickem Auto, sondern wirklich was bewirken.“

Im Vorfeld sammeln sie Spenden. Einzelpersonen, Fanclubs und Sponsoren legen zusammen. Denn: „Wer ist mehr Hurrikan, als ein Kind, das weiß, dass es sterben wird?“, sagt Elvis. Holtby rundet auf, und schnell haben sie 11.887 Euro für die Sternenbrücke.

Im Video führt Ute Nerge, Gründerin und Leiterin der Sternenbrücke, die drei über das Hospizgelände in Hamburg-Rissen. „Die Aufmerksamkeit sollte nicht auf uns gehen“, erklärt Elvis. Sie filmen die Scheckübergabe und schneiden Videomaterial vom Hospiz dazu. Ihr Clip ist ein Spendenaufruf – und eine Hommage auf die Sternenbrücke.

„Ich wusste, wir haben Gutes erreicht“

„Ich habe Großartiges mit dem HSV erlebt“, sagt Pape. „Aber was wir bei der Übergabe des Schecks gefühlt haben, ist nicht zu vergleichen. Die Gründerin und Leiterin des ersten Kinderhospizes in Deutschland ist eine der beeindruckendsten Personen, die ich je getroffen habe.“

Nerge lebt für die Sternenbrücke, die sich zu fünfzig Prozent aus Spenden finanziert und im Jahr 1,8 Millionen Euro braucht. Bei aller Erfahrung aus fünfzehn Jahren hat sie Tränen in den Augen, als sie den Scheck entgegennimmt: „Davon können wir sechs neue Betten kaufen.“ Für Pape ein starker Moment: „Ich wusste, wir haben Gutes erreicht.“

Krankenkassen bezahlen die Behandlungen der Kinder. Das Hospizangebot finanziert sich ansonsten aus Spenden. In der Sternenbrücke finden auch Familien der sterbenden Kinder Zuflucht.

Was Pape am meisten beeindruckt: Es gibt einen Steinmetz, der mit Eltern und Kindern Grabsteine anfertigt, und ein eigenes Haus für Geschwister, die sonst oft hintenüberfallen.

Leidenschaft und Hingabe

In der Sternenbrücke wird viel gelacht. „Eigentlich ist hier das Paradies“, sagt Holtby. Elvis beschreibt das Ziel: „Wenn ihr noch zwei Monate lebt, dann machen wir euch die zwei geilsten Monate, die ihr kriegen könnt.“

Pape ist stolz, daran mitzuwirken: „Es ist Chance und Ehre, Geld für die Sternenbrücke zu sammeln.“ Und Elvis ergänzt: „Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich hundert Prozent sicher bin: Wir machen Sinnvolles mit unserer Musik.“

Fans seien wie glückliche Kinder: „Im Block bist du vertraut und sicher. Fansein hat mit kindlicher Leidenschaft und Hingabe zu tun.“ Kinder in der Sternenbrücke können etwas auswählen, das sie in den Himmel mitnehmen. Pape: „Dort stehen auch Dino und Raute. Die Kinder spüren, dass da eine Leidenschaft ist, dass alle beim Fußball zusammengehören. Musik und Fußball – beides schafft diese magischen Momente, das Gegenstück zum Alltag.“

Spenden für die Sternenbrücke

Hamburger Volksbank
IBAN: DE65 2019 0003 0019 0991 00
BIC: GENODEF1HH2

Hamburger Sparkasse
IBAN: DE69 2005 0550 1001 3007 87
BIC: HASPDEHHXXX

sternenbruecke.de

„Du bist ein Hurrikan“

Pape erlebt ein verbindendes Moment: „Den Menschen sehen, unabhängig von seinem Status. Das ist Fußball. Das ist Musik. Es wäre schön, wenn das auch die Gesellschaft wäre.“ Daher empfinden Elvis und Pape eine Verantwortung als Fan: „Diese Erfüllung und Gemeinschaft, die wir beim HSV erfahren, wollen wir weitergeben. Wir sind so aufgeladen, wir können abgeben.“ Papes Appell: „Es gehört verdammt noch mal dazu, als Fan über den Tellerrand zu schauen. Es gibt Schlimmeres, als 2:0 zurückzuliegen. Es gibt Wichtigeres als die Nordtribüne. HSV-Fan sein heißt auch, Verantwortung zu übernehmen.“

Aufruf an alle HSVer

„Der Stadtteilverein ist sozial aktiver als der HSV“, erklärt Elvis. „Manche HSVer haben extrafett gespendet, weil sie gesagt haben: ‚Es kotzt mich an, dass die Paulianer immer die Guten sind.‘“ Elvis und Pape ist das egal. „Es geht um die Kinder. Da darf der Verein keine Rolle spielen. Wir haben Glück und stehen in der Kurve, während ein paar Straßen weiter Menschen um ihr Leben ringen.“

Elvis und Pape sehen ihre Aktion als Aufruf an alle HSVer, über ihr soziales Engagement zu berichten: „HSVer halten zusammen. Sie spüren, wer etwas mit Hingabe macht, und das wird honoriert. Fußballfans sind leidenschaftliche Menschen, die selbst oft tolle Projekte machen. Die sich ehrenamtlich engagieren. Wir haben uns für die Sternenbrücke entschieden. Aber: Was macht ihr? Wo übernehmt ihr Verantwortung für andere?“ |

Euer Einsatz

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