SPIELFELD

Nachhaltiger Klub

Text: Benjamin Voigtländer · Fotos: Foto-Fabrik Hamburg

Greening Up Football

Von Ökostrom bis Veggieburger: Der Forest Green Rovers FC versucht sich als erster klimaneutraler und veganer Fußballklub der Welt. Ein HSVer zu Gast beim britischen Viertligisten.

Was soll das denn jetzt, fragt ihr euch bestimmt, aber heutzutage dreht sich alles um den Klimawandel und wie wir ihn aufhalten können. Es geht zwar nur Schritt für Schritt, aber jeder, wirklich jeder kann dazu beitragen.

Der Forest Green Rovers FC (FGR FC) ist einer der ersten Vereine, der sich für diesen Schritt entschieden hat. Der Fußballklub liegt in Nailsworth, einer Stadt im Westen von England, und spielt in der vierthöchsten Liga, das entspricht Regionalliganiveau.

Reden wir nicht über Fußball

Sportlich ist der FGR FC eher nicht besonders in Erscheinung getreten, was das Umweltbewusstsein angeht gehört er allerdings bereits zur Weltspitze. Als der Klub 1890 gegründet wurde, dachte keiner an Umweltschutz, doch das hat sich mittlerweile geändert. Und es funktioniert!

In welchen Bereichen kann ein Klub also den größtmöglichen Einfluss nehmen, um ökonomisch Auswirkungen zu erzielen? Was ist zum Beispiel alles rund ums Stadion möglich in Sachen Verpflegung, Anreise und so weiter?

Solarzellen auf dem Stadiondach

Der Klub bezieht seinen eigens produzierten hundertprozentigen Ökostrom von Solarpaneelen, die auf dem Dach des Stadions angebracht sind. Der heilige Rasen ist frei von Pestiziden und wird mit einem Elektro-Mow-Bot gemäht, welcher mit GPS gesteuert und durch Solarenergie betrieben wird. Zudem wird der Rasen mit Regenwasser und nicht mit Trinkwasser bewässert. Vor dem Stadion befinden sich außerdem Aufladestationen extra für Elektroautos.

Und jetzt kommen wir zu dem wohl wichtigsten Punkt, der Verpflegung im Stadion: Diese ist hier, im New Lawn, nämlich vegan.

We Want Our Meat Back

Dass die Verpflegungsumstellung bei den Fans und gerade bei den Auswärtsfans zu Beginn nicht sonderlich auf Gegenliebe stieß, war abzusehen. „We want our meat back“, schallte es aus dem Away End. Die Briten und ihr Land, welches als „beef eater country“ bekannt ist, haben sich aber mittlerweile darauf eingestellt, sodass die veganen Nuggets der neue Kassenschlager sind.

Aber das ist nicht das Einzige, was die Devil’s Kitchen zu bieten hat. Im Restaurant gibt es frisch zubereitete Suppe, Salate, verschiedene Veggieburger, „Hot Dogs“ und selbstverständlich auch Pommes. Die Halbzeitpause wird zudem zu einem Kaffeekränzchen umfunktioniert, indem einem beispielsweise selbst gebackene Brownies angeboten werden.

Ich persönlich konnte mich mit dem Angebot ganz gut anfreunden, auch wenn ich als Veggiefreund bereits deutlich bessere Veggieburger hierzulande gegessen habe.

Beruflich kein Fleisch

Des Weiteren wäre zu erwähnen, dass alle Angestellten des Vereins, also auch die Spieler, während der Arbeitszeit nur Vegan Food zu sich nehmen dürfen. Was sie allerdings in ihrer Freizeit essen, bleibt ihre freie Wahl.

2018 wurde der FGR FC von der UN sogar als klimaneutral und von The Vegan Society als vegan zertifiziert.

Stadion aus Holz?

Ob die sportliche Tristesse beim FC weiter anhält, wissen sie natürlich nicht. An der grünen Zukunft planen sie allerdings dranzubleiben.

Daher soll innerhalb der nächsten drei Jahre ein reines Holzstadion in der Nähe zum Motorway errichtet werden. Aus ökologischer Sicht ist es zwar sinnvoll, aber warum sollte man ein neues Stadion bauen, wenn das bereits Bestehende vollkommen ausreicht? Nur wegen der besseren Verkehrsanbindung?

Wie ich eingangs schrieb, kann jeder seinen Teil zum Klimaschutz beitragen, also auch die Vereine in Deutschland beziehungsweise unser HSV. Es gibt einige Schrauben, an denen man drehen kann, allerdings darf man sie auch nicht zu fest anziehen. In diesem Sinne: Greening up football! |